BELLETRISTIK
Anke Feuchtenberger: Genossin Kuckuck (Reprodukt)
Über das Buch
Anke Feuchtenberger weiß, Traum und Wirklichkeit in bildstarke Motive zu überführen. In der grausam-schönen Bilderzählung „Genossin Kuckuck“, an der sie mehr als 10 Jahre arbeitete, erzählt sie von der fantastischen Reise Kerstins, die mit ihrer Vergangenheit im fiktiven Dorf Pritschitanow konfrontiert wird, nachdem sie die Beerdigung ihrer Großmutter verpasst hat. Die Handlung spannt sich von den 1960ern bis in die 1990er Jahre, als in der DDR das Volkseigentum privatisiert wurde. Verankert in realen Begebenheiten spannt „Genossin Kuckuck“ den Bogen vom Politischen ins Private und verweist dabei nicht nur auf den Wandel in Deutschland, sondern greift dabei auch hochaktuelle Themen auf.
Zur Begründung der Jury
Anke Feuchtenbergers magisch-düstere Bilder erzählen nicht nur eine komplexe Kindheit und Jugend im deutschen Osten, sondern öffnen immer wieder fantastische Tiefenräume, auch ins kollektive Unbewusste. Im Zusammenspiel mit den poetischen Zwischentexten entwerfen sie eine eigene Mythologie, in der Mädchen, Tiere und Pilze die Realität des real existierenden Sozialismus transzendieren. Ein Comic, der dem autofiktionalen Genre eine derartige Ästhetik abgewinnt – das ist ein Novum in der deutschsprachigen Literatur.
Über die Autorin
Anke Feuchtenberger, geboren 1963 in Ost-Berlin, ist Comiczeichnerin und Illustratorin. Sie unterrichtet als Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg Zeichnen und Grafische Erzählung. Gemeinsam mit der Schriftstellerin Katrin de Vries entwickelte Anke Feuchtenberger mehrere Erzählungen, u. a. die Trilogie »Die Hure H« (1996), »Die Hure H zieht ihre Bahnen« (2003) und »Die Hure H wirft den Handschuh« (2007, alle bei Reprodukt). Ihre Comics wurden in die französische, englische, italienische und chinesische Sprache übersetzt. Anke Feuchtenberger wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. war sie Finalistin für den Comicbuchpreis für »Ein deutsches Tier im deutschen Wald« 2020 und wurde 2023 mit der Biermann-Ratjen-Medaille für ihre herausragende Leistung als Comiczeichnerin und Lehrende für ihre Kunstform ausgezeichnet.