BELLETRISTIK

Coverabbildung des Titels "Ein Haufen Dollarscheine" von Esther Dischereit
Portraitfotografie von Esther Dischereit
© Bettina Straub

Esther Dischereit: „Ein Haufen Dollarscheine“ (MaroVerlag)

Über das Buch

Die Frau mit dem blumengemusterten Kleid erhebt sich endlich aus ihrem Bett. In der Hitze des Zimmers bleibt ihre Vergangenheit wie in Schwaden stehen: die Vergangenheit eines versteckten jüdischen Kindes. Aus der Perspektive ihrer jüngeren jüdisch-liberalen Schwester und deren jüdisch-orthodoxem Sohn wird ihre brüchige Biografie beleuchtet. Traurig, voller unbequemer Wahrheiten und oft auch komisch führt Ein Haufen Dollarscheine als multiperspektivisches Familienszenario nicht nur durch die Grauen des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, sondern auch von Berlin nach Chicago, Heppenheim und Rom.

Zur Begründung der Jury

Tante und Neffe sitzen in einer Flughafenlounge und essen Erdnüsse – von dort aus geht es in die Geschichte von Holocaust-Überlebenden, zu innerjüdischen Auseinandersetzungen und auch zu schreiendem Unrecht: von Kontogebühren, die man für Ermordete nachzahlen soll, bis zu der Tatsache, dass die Nachkommen der Täter sich dem Behagen des Gedenkens hingeben, während die anderen die Traumata ihrer Familien mit sich schleppen. In Esther Dischereits hart geschnittenem Roman entsprechen sich Inhalt und Form, „Ein Haufen Dollarscheine“ verunsichert, ist selbstironisch und störrisch. Man muss beim Lesen gut aufpassen, das stimmt allerdings.

Über die Autorin

Esther Dischereit schreibt Prosa, Lyrik und Essays und ist außerdem auch Autorin von Theater- und Hörstücken. Mit Joëmis Tisch. Eine jüdische Geschichte (Suhrkamp, 1988) und Übungen, jüdisch zu sein (Suhrkamp, 1998) wurde sie eine der wichtigsten literarischen Stimmen unter den Nachkommen der Shoa-Überlebenden in Deutschland. 2009 erhielt sie den Erich-Fried-Preis. Als Professorin lehrte sie an der Universität für angewandte Kunst in Wien, 2019 als DAAD Chair in Contemporary Poetics an der New York University.

  Leseprobe (PDF, 75 kB)