ÜBERSETZUNG


Aus dem Polnischen von Olaf Kühl
Szczepan Twardoch: „Kälte“(Rowohlt Berlin)
Über das Buch
Konrad Widuch, einst begeisterter russischer Revolutionär, verliert unter Stalins Herrschaft alles: seinen Glauben an die Sowjetunion, seine Familie und seine Zukunft. Nach den Erlebnissen des Gulag flieht er in die Taiga und begegnet dort der Russin Ljubow und dem verletzten Gabaidze, ein Schamane. Zusammen müssen sie vor russischen Soldaten fliehen, immer weiter in den hohen Norden. In der weiten, unbarmherzigen Landschaft stellt Widuch sich einer fremden Welt voller Geheimnisse und Götter. In einem Tagebuch hält er seine Erlebnisse fest. Szczepan Twardoch schildert eine gewaltgeprägte Irrfahrt, in der Widuch immer wieder an seine Grenzen stößt und sich Fragen der Menschlichkeit stellt. Der Autor ist in Polen für seine tiefgründigen, psychologisch komplexen Werke bekannt. Olaf Kühl bewahrt in seiner Übertragung den düsteren Ton der Erzählung, die bitterkalt endet.
Zur Begründung der Jury
Geschichte und Gegenwart sind in diesem stilistisch vielfältigen, politisch brisanten Roman verwoben. Der Kampf einer Handvoll Menschen gegen mächtige Natur legt Zeugnis ab vom System des Stalin‘schen Gulag. Olaf Kühl führt das deutsche Lesepublikum souverän durch Szczepan Twardochs literarisches Versteckspiel, in dem Autor und Abenteurer sich identisch geben. Er übersetzt so, dass man friert, empört ist und berauscht.
Über den Übersetzer
Olaf Kühl, 1955 geboren, studierte Slawistik, Osteuropäische Geschichte und Zeitgeschichte und arbeitete als Osteuropareferent für die Regierenden Bürgermeister von Berlin. Er ist Autor und einer der wichtigsten Übersetzer aus dem Polnischen und Russischen, u. a. wurde er mit dem Karl-Dedecius-Preis und dem Brücke Berlin-Preis ausgezeichnet. Sein zweiter Roman Der wahre Sohn (Rowohlt) war 2013 für den Deutschen Buchpreis nominiert.