ÜBERSETZUNG

Coverabbildung von "Feuerdörfer Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten" von Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik
Portraitfotografie von Thomas Weiler
© Anja Kapunkt

Aus dem Belarussischen von Thomas Weiler
Ales Adamowitsch, Janka Bryl, Uladsimir Kalesnik:
„Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus - Zeitzeugen berichten“(Aufbau)

Über das Buch

In diesem bewegenden Werk kommen die Überlebenden der NS-Wehrmachtsverbrechen in Belarus zu Wort. Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik haben die Überlebenden der Massaker 1970-1973 in den belarussischen „Feuerdörfern“ aufgespürt und ihre Erlebnisse auf Tonband aufgenommen. Die verstörenden Erinnerungen wurden sorgsam transkribiert, zu einer vielstimmigen Erzählung verwoben und von den Autor:innen kontextualisiert. Das Buch ist keine bloße Chronik. Es hält das menschliche Leid fest, während es gleichzeitig das Schweigen bricht und einen Blick auf eine mögliche Zukunft eröffnet. Vor dem Hintergrund heutiger Kriege und antidemokratischer Tendenzen ist das Werk erschreckend aktuell und beleuchtet einen blinden Fleck der deutschen Geschichte. Die präzise Übersetzung von Thomas Weiler ins Deutsche ist ein berührendes Beispiel der Aufarbeitung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Zur Begründung der Jury

Vor über fünfzig Jahren haben Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik Menschen in der belarussischen Provinz aufgesucht, die die Verbrechen der Wehrmacht überlebt haben. Das „Feuerdörfer“-Buch dokumentiert hunderte Aussagen, die in ihrer Grausamkeit kaum zu ertragen sind. „Die einen verbrannten sie, die anderen brachten sie so um, alle haben sie niedergemacht, das ganze Dorf.“ Thomas Weiler hat sich mit der Erstübersetzung dieses von dörflichen Mundarten geprägten Schlüsseltexts dem abgrundtief Bösen ausgeliefert. Im Sinn der Oral History bleibt er nah am gesprochenen Wort, bei den Menschen und ihrem Leid. Indem er das fassungslose Ringen um Worte mit übersetzt, führt er das Monströse des Erlebten vor Augen. Ebenso sorgfältig wie einfühlsam setzt Thomas Weiler Menschen ein Denkmal, die im wahrsten Sinne des Wortes durchs Feuer gegangen sind.

Über den Übersetzer

Thomas Weiler, 1978 im Schwarzwald geboren, absolvierte ein Diplom-Übersetzerstudium in Leipzig, Berlin und St. Petersburg. Seit 2007 ist er als freier Übersetzer aus dem Polnischen, Russischen und Belarusischen tätig. Thomas Weiler übersetzt Belletristik, Lyrik und Kinderbücher. Er erhielt u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Karl-Dedecius-Preis, den Paul-Celan-Preis und die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung.

  Leseprobe (PDF, 107 kB)